Die Evangelische Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe wurde zwischen 1834 und 1837 für die Bewohner der Pfaueninsel und von Kleinglienicke auf Erlass des Königs Friedrich Wilhelm III. erbaut.
Da sie als Teil der Havellandschaft konzipiert wurde und mit dieser Landschaft immer mehr verschmolz, wurde sie zu einer „Ausflugskirche“.
Die schlichte beschauliche Kirche mit ihrem romantischen Ambiente zieht heute nicht nur Wanderer in ihren Bann, sondern immer mehr junge Leute, die in dieser ruhigen, von aller Hektik der Stadt abgewandten Kirche, den Bund der Ehe schließen und ihre Kinder taufen lassen wollen.
Die Kirche ist seit 1990, gemeinsam mit der Potsdamer Schlösser- und Parklandschaft, in der Liste Weltkulturerbe der UNESCO eingetragen.
Baugeschichte und Baubeschreibung
Der Name Nikolskoe ist diesem Teil der Havellandschaft vom Blockhaus gegeben worden. Die Tochter des Bauherrn der Kirche, König Friedrich-Wilhelm III. von Preußen, PrinzessinCharlotte, heiratete am 13. Juli 1817 den russischen Großfürsten Nikolaus Pawlowitsch. In diesem Zusammenhang trat sie zur russisch-orthodoxen Kirche über und bekam den Namen Alexandra Feodorowna. Ihr Mann wurde nach Tod und Thronverzicht seiner Brüder 1825 als Nikolaus I. russischer Zar. Im Jahre 1818 besuchte der König seine Tochter und den Schwiegersohn in St. Petersburg. Bei dieser Gelegenheit unternahm die Familie einen gemeinsamen Ausflug aufs Land zu einem russischen Bauernhaus.
Nach seiner Rückkehr ließ der König durch den Potsdamer Hauptmann Snethlage und sein Gardepionierbataillion Bauarbeiten in der Nähe der Pfaueninsel beginnen. Dazu schreibt der Hofbiograph jener Tage, der evangelische Bischof Ruhlemann Friedrich Eylert: „Auf dieser stillen Höhe sammelt sich gern, wie von selbst, das Gemüt: es wird ihm wohl und „hier möchte man Hütten bauen“.
Der König ließ hier eine Hütte bauen und zwar – keiner wusste warum – ein russisches Blockhaus mit allen ihm eigentümlichen, nationalen Einrichtungen und nach einem Plane, den er von einem russischen Baumeister in St. Petersburg hatte kommen lassen. Zum Kastellan machte er einen geborenen Russen mit Namen Ivan, ein schöner alter Mann mit langem weißem Bart, in der bequemen russischen Nationaltracht.
Als ein Jahr darauf der russische Zar Nikolaus I. und seine Gemahlin, die Zarin, zum Besuche in Berlin und Potsdam waren, die noch nichts von diesem Baue wussten, führte sie der König dahin. „Siehe“, sprach er zu seiner Tochter Charlotte, „ein russisches Bauernhaus. Es ist eine vollkommen treue Kopie des Blockhauses, das Dir so wohl gefiel, und in welchem wir froh waren, als ich euch in Petersburg besuchte. Du wünschtest dir damals ein solches Haus und meintest, man könne darin ebenso vergnügt sein, als in einem kaiserlichen Palaste. Dies, dein Wort habe ich behalten und zum Andenken daran gerade ein solches Haus hier dir zur Liebe erbauen lassen. Heute wollen wir froh es einweihen, und nach dem dir teuersten Namen soll es heißen für immer „Nikolskoë“.
Vielleicht verdient es in unseren Tagen festgehalten zu werden, dass die Pioniere das Blockhaus innerhalb von sechs Wochen errichteten. Am 19. Juni 1984 brannte der Holzbau frühmorgens aus. Es ist in sorgfältiger Weise restauriert worden und wurde am 29. November 1985 für die Berliner und ihre Gäste wieder eröffnet.
Die quer über dem Buchstaben ë liegenden beiden Punkte sind ein sogenanntes Trema, das eigentlich die beiden Vokale o und e voneinander trennen soll, damit sie nicht zum deutschen Umlaut ö werden. Damit sollte an die korrekte russische Aussprache Nikólskoje erinnert werden. Das Wort bedeutet „dem Nikolaus zu eigen“. Im Laufe der Jahre wurde aus Nikolskoë dann Nikolskoe, und heute sprechen die meisten Berliner den Namen nicht ganz richtig mit „Nikolskö“ aus.
Der preußische Staat hatte seine Finanzen nach der Niederlage gegen Napoleon I. 1806/07 vor allem dadurch saniert, dass er das Kirchenvermögen und auch das Vermögen des Johanniterordens enteignet hatte. Friedrich-Wilhelm III. als der König, unter dessen Herrschaft die Enteignungen durchgeführt worden waren, nahm seine Verpflichtungen gegenüber der Kirche ernst. Zu seinen Lebzeiten wurden sehr viele Kirchen in Preußen neu gebaut. Für den Bereich der Pfaueninsel fühlte er sich darüber hinaus gewissermaßen als deren „Gutsherr“ besonders verantwortlich. „Es musste dem König deshalb wie aus der Seele gesprochen sein, als seine Tochter, die Gemahlin des russischen Kaisers Nikolaus I., bei einem Besuche, den sie in Berlin und Potsdam machte, in stiller Abendstunde dem Könige gegenüber den frommen Gedanken äußerte, wie erbaulich und schön es doch sein müsse, wenn diese Abendstille von Glockengeläut durchtönt werde und hier eine Kapelle zum stillen Abendgebet einlade.“ (Kritzinger)
Vom 22. Mai 1832 datiert eine Kabinettsorder an den Hofmarschall von Maltzahn, der um einen Bericht gebeten wird, auf den hin der König „den Bau der Kirche und des Schulhauses auf der dazu geeignetsten Höhe diesseits der Havel ausführen lassen will.“ Ein Jahr später lässt der König dem Hofmarschall am 27. April 1833 mitteilen: „Die Kirche soll im Stil der russischen Kirchen, ohne ihr jedoch die dem Stile charakteristischen 5 Türme (einen kuppelartigen in der Mitte und vier kleine auf den Ecken) zu geben, sondern nur mit einem Turm erbaut und darnach die Zeichnung entworfen werden.“
Bei der Planung und Ausführung des Baus der Kirche haben Männer mitgearbeitet, deren Namen in der Berliner Kunstgeschichte einen guten Klang haben. Bei der Auswahl des Friedrich-Wilhelm III. sich am 2. Juni 1834 von einem königlichen Matrosen auf die Havel am Fuß der Nikolskoer Höhe entlangrudern lassen. Gleichzeitig hatte er einige Matrosen mit Fahnen auf die Höhe befohlen, die sie an verschiedenen Bäumen aufziehen mussten, damit er vom Wasser aus den am besten geeigneten Bauplatz bestimmen konnte. Der entwerfende Architekt August Stüler hatte den Bauherrn darauf hingewiesen, die Kirche nicht zu dicht am Blockhaus zu bauen, weil vor dem Hintergrund der dunklen Bäume des Waldes für das Kirchengebäude eine kontrastreichere und malerische Wirkung erreicht werden konnte. Der Gartenbaudirektor Peter Joseph Lenné und der später ausführende Architekt Albert Dietrich Schadow hatten am gleichen Tag die Abholzungsstellen markiert. Bei der Gestaltung des Glockenriegels und des und des Vorplatzes hat der Architekt Karl-Friedrich Schinkel Anregungen gegeben.
Einen Anklang an den ursprünglichen Bauauftrag, eine gewissermaßen russische Kirche zu schaffen, stellt die in Holz ausgeführte Halle vor dem Eingang dar, die an das Blockhaus Nikolskoe erinnert. Bei der Einreichung der Entwürfe schreibt August Stüler dem König: „Die Zeichnungen sind jetzt nach der Skizze Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen (des späteren König Friedrich-Wilhelm IV.) ausgearbeitet. Eine kleine Änderung in der Kuppelform des Turmes nach dem Willen Seiner Königlichen Hoheit wäre noch zu berücksichtigen … Die kleine Kuppel des Turmes würde auch nach höchster Bestimmung dem asiatisch-russischen Stil gemäß vergoldet.“ In seinem Genehmigungsschreiben teilt der König am 21. März 1834 mit: „Die unter der 9. Rubrik des Anschlages von den Kosten des Kirchenbaues für die Vergoldung der Kuppel und des Kreuzes … angesetzten 466 Thlr. 15 Silbergroschen fallen aus. Kuppel und Kreuz sollen grün gestrichen werden.“
Im Laufe von mehr als 140 Jahren war die Farbe über den Zinkplatten durch Witterungseinflüsse fast gänzlich verschwunden. 1979/80 wurde die Kirche nach konservatorischer Beratung von Dr. Christiane Segers-Glocke unter der Bauleitung von Manfred Gramm instandgesetzt. Die Kriegsschäden wurden beseitigt und die Ziegel nach dem alten Muster neu verfugt. Bei dieser Gelegenheit wurden Farbreste an der Turmhaube entdeckt. Nach ihnen konnte die Kuppel mit einem grünen Anstrich und sparsamer Vergoldung wieder ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild angenähert werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erklang jahrelang durch einen Lautsprecher vom Turm eine Tonbandaufnahme des Glockenspiels „Üb‘ immer Treu und Redlichkeit“ der zerstörten Potsdamer Garnisonskirche. Jetzt hängen in der linken Loggia 24 Glocken, die am 27. September 1985 von der Gießerei Petit & Fritsen in Aarle-Rixtel, Niederlande gegossen worden sind. Sie sind in der Woche vor dem 1. Advent von Eduard Korfhage und seinem Monteur Dieter Stiegemeyer aus Melle-Buer mit dem Küster Alexander Zwank als Glockenspiel zusammengebaut worden.
Am 1. Dezember 1985 um 15 Uhr wurde das Glockenspiel mit einem Gottesdienst eingeweiht. In die Glocken sind biblische Friedensworte eingegossen. Am 13.September 1987 wurden 4 weitere Glocken geweiht. Am 17. Mai 1994 wurde das defekte elektromechanische Walzenspielwerk durch eine elektronische Steueranlage „Bellmaster“ ersetzt, die eine größere Melodienvielfalt ermöglicht.
Das neue Glockenspiel – es war seinerzeit das umfangreichste in Berlin – erklingt von 10 Uhr bis Sonnenuntergang zu jeder vollen Stunde. Um 12 Uhr spielt es nach dem Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ die vertraute Potsdamer Melodie, zu allen anderen Stunden eine je nach der Kirchenjahreszeit wechselnde Choralmelodie. Es kann zusätzlich auch über eine Klaviatur von Hand bespielt werden.
Das Innere der Kirche steht in einem gewissen Kontrast zu dem auf malerische Fernwirkung bedachten „russischen“ Äußeren der Kirche. Sie ist in ihrer Saalform und den Emporen das einzig original erhaltene Beispiel einer sogenannten Berliner Vorstadtkirche, eines Bautyps, der von Karl-Friedrich Schinkel entwickelt worden war. Unter dem hölzernen Altar befand sich auf dem Grundstein der Kirche eine Metallplatte mit eingravierter Inschrift:
„Gegründet im Jahre des Herrn 1834.
Aufgebaut von König Friedrich-Wilhelm dem Dritten. Vollendet 1837.
Der Herr erhalte diesen seinen Tempel als ein Denkmal
des Christlichen Sinnes seines erhabenen Erbauers bis
in die spätesten Zeiten.
Der Name des Herrn sei gepriesen in Ewigkeit Amen.“
Auf dem Altar steht ein zeitgenössischer Kruzifixus, der durch den weißen Alabasterkorpus des Gekreuzigten vor dem Kreuz aus schwarzem Eisen besonders eindrücklich wirkt. Die Gestaltung der original erhaltenen Ausmalung der Altarapsis deutet an, dass Karl-Friedrich Schinkel, der Lehrer und Vorgesetzte des Architekten August Stüler, einige Zeit seines Lebens seinen Unterhalt als Bühnenbildner verdient hat. Ab 1994 wurde die stark verschmutzte und nachgedunkelte Ausmalung gründlich gereinigt und ausgebessert, so dass nach dieser Renovierung die innere Gestaltung der Kirche wieder in der gleichen Helligkeit und Farbigkeit sichtbar geworden ist wie zur Schinkelzeit.
1884 wurde der Altar durch Einfügung zweier Bronzestatuetten der Namensapostel der Kirche Petrus und Paulus verändert. Diese Figuren hat Prinz Carl v. Preußen 1883 nach seinem Tode der Kirche vermacht. Die beiden Apostel sind an ihren jeweiligen Attributen erkennbar. Petrus trägt in seiner rechten Hand ein Buch und in der linken zwei Schlüssel. Sie sind ein Hinweis auf Matthäus 16,19, wo Jesus diesem Jünger die Binde- und Lösegewalt für die Christenheit zuspricht, die später von der Kirche auf die Beichte gedeutet wurde: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“. Paulus trägt in seiner Linken ein Schwert. Den Briefen dieses Apostels verdankt die Christenheit für ihre innere und äußere Ordnung sehr viel, und es gehen von ihnen bis in unsere Zeit immer wieder Erneuerungsimpulse für Kirche und Welt aus. Das Schwert ist ein Hinweis auf Kapitel 6, 17 des unter seinem Namen überlieferten Briefes an die Christen in Ephesus: „Nehmt das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes“.
Die beiden Figuren sind Nachbildungen der Apostel des Sebaldusgrabes in Nürnberg, die von Peter Vischer, einem der bedeutendsten Bronzegießer der Renaissance, geschaffen wurden.
Im Zuge der Innenrenovierung stellte der verantwortliche Architekt, Dr. Peter Lemburg, fest, dass ein bis dahin als Osterleuchter benutztes Stück aus Zinkguss ein zur ursprünglichen Ausstattung gehörender Altarleuchter war. 1994 wurde eine Kopie des fehlenden Stückes, das offensichtlich 1945 von unbefugter Hand ohne Eigentumsvereinbarung entfernt worden war, nachgegossen. Diese beiden vergoldeten Zinkgussleuchter stehen jetzt abwechselnd mit den ostpreußischen auf dem Altar.
Die je nach Kirchenjahreszeit wechselnden Altarbehänge wurden zum größeren Teil gegen Ende der fünfziger Jahre in der Werkstatt für Paramentik des Klosters Stift zum Heiligengrabe in der Priegnitz nach Motiven der Meisterin Elli Franke gewebt. Bei der Auswahl ihrer symbolischen Motive aus der Bilderwelt der kirchlichen Kunst bat der Gemeindekirchenrat seinerzeit darum zu bedenken, dass St. Peter und Paul am Wasser liegt.
Links vor dem Altarraum – an dem von Schinkel empfohlenen Standpunkt – steht in Emporenhöhe die hölzerne Kanzel auf vier Achtkantpfeilern mit korinthischen Kapitellen.
Sie hebt sich durch ihre lichte Bemalung vom übrigen Kircheninneren ab. Sie trägt zwei Medaillons mit den Namensaposteln der Kirche: Petrus und Paulus. Es sind römische Mosaiken, die Papst Clemens XIII. (1758-1769) dem Preußenkönig Friedrich d. Großen (1740-1786) geschenkt hatte. Sie sind auf Veranlassung des Bauherrn in der Kanzel angebracht worden. Die dritte, der Gemeinde abgewandte Medaillonfläche ist mit der Kopie eines Christuskopfes mit der Dornenkrone nach Guido Reni gefüllt. Sie ist von dem Küster der Kirche und Lehrer der königlichen Freischule Carl Fischer, der während der letzten Regierungsjahre Friedrich-Wilhelms IV. (1840- 1861) in Nikolskoe amtierte, majolikaartig auf eine präparierte Tontafel gemalt worden. Die Farben hat er dann in seinem eigenen Backofen eingebrannt. Ihm wurde für diese Arbeit ein Ehrensold angeboten, er bat jedoch nur darum, „frei von Arzt und Arznei“ sein zu dürfen. Diese Bitte wurde ihm gewährt und dabei hinzugefügt, „dass diese Bewilligung nicht nur ihm, sondern ein für alle Mal, allen Lehrern und Küstern an der Schule bzw. Kirche von Nikolskoe zugute kommen solle.“Die durch die große Höhe der Kanzel verursachte Distanz zwischen Prediger und Gemeinde wurde als sehr unpraktisch empfunden. Nach langen Vorüberlegungen und dem Provisorium eines hässlichen Lesepults aus Pressspanholz ist 1968/70 nach Entwürfen des Architektenehepaares Dipl. Ing. Helga Ochs und Prof. Karl-Wilhelm Ochs eine zweite Kanzel mit einer Brüstung aus schlichten senkrechten eisernen Rundstäben ausgebaut worden. Sie steht am Fuß der alten Kanzel und ermöglicht dem Prediger eine größere Nähe zur Gemeinde.
Die Orgel steht wie der Altar unter einem Rundbogen. Sie wurde ursprünglich mit zehn Registern und einem Manual von der Firma Turley aus Treuenbrietzen gebaut.
In ihrem Grundbestand ist sie die älteste Orgel an Ort und Stelle in Berlin.
Zum 100-jährigen Jubiläum der Kirche wurde sie 1937 von der Potsdamer Orgelbauanstalt Alexander Schuke nach einem Dispositionsentwurf von Prof. Wolfgang Reimann, Berlin- Halensee unter Beibehaltung des alten Prospektes erneuert. Das Instrument wurde eine Elle in den Raum gerückt, hatte danach 19 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal, mit Schleifladen, mechanischer Traktur für die Tasten und elektrischer Traktur für die Registeranlage. 1985 wurde das Instrument unter der Wahrung des historischen Bestandes von der Berliner Orgelbauwerkstatt Karl Schuke grunderneuert und wieder auf eine mechanische Traktur für die Registeranlage zurückgearbeitet.
Unter der Kirche befindet sich eine Gruft. Von dem Eingang stammt das Terrakottamedaillon mit dem Christuskopf an der Längswand. Es wurde 1977 von Waldbauarbeitern wieder aufgefunden. Das Bildnis ist eine Auszugskopie des „Segnenden Christus“ von Berthel Thorwaldsen (1768-1844)
In den Zwickeln über den Bögen für Altarraum und Orgel sind in Medaillons auf Fresken die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen im Hintergrund zu sehen: Matthäus(Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier), und Johannes (Adler). Sie sind von Bernhard Wilhelm Rosendahl (1804-1846) gemalt worden.
Die flache Decke des saalartigen Kirchenraumes ist mit zurückhaltend bemalten Holzkassetten ausgefüllt. Der umlaufende Fries wird über dem Altarbogen von einem Fresko mit einer fliegenden Taube unterbrochen. Sie ist ein Hinweis sowohl auf die hebräische Bibel – das Alte Testament – als auch die griechische Bibel – das Neue Testament. Im 8. Kapitel der Genesis (1. Mose) wird erzählt, dass Noah die Arche nach der Sintflut erst verließ, nachdem die von ihm ausgeschickte Taube beim dritten Mal nicht wieder zurückkehrte, und er sicher sein konnte, dass die lebensbedrohende Kraft des Wassers sich wieder in lebensspendende Kraft verwandelt hatte. Im Markus-Evangelium (1,10) wird berichtet, „dass der Himmel sich öffnete, und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam“, als Jesus nach seiner Taufe durch Johannes aus dem Wasser des Jordan stieg.
In ihrer bald nach Fertigstellung verfassten Baubeschreibung bemerkten die Architekten: „Die Fenster… geben ein ruhiges und vollkommen ausreichendes Licht. Die gekreuzten Bleisprossen ziehen ein Netz über die lichte Öffnung, welches durch bunte Scheiben ein teppichähnliches Ansehen erhält. Die äußere Einfassung besteht aus rothem Überfangglase, in welchem die… ausgeschliffenen Arabesken sich silberweiß zeichnen. Nach innen grenzt daran ein schmales Band von blauem Glase, mit gelben viereckigen Rosetten auf schwarzem Grunde: blau und gelb sind die Sterne in den Fensterfeldern, und roth, blau und gelb wieder die Rose in der Kreuzung der Pfosten.“ In dieser Weise sind die Seitenfenster erst wieder seit 1988 erlebbar, denn in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges kam es durch Kampfhandlungen zu Zerstörungen ihres Glases.Nach Kriegsende kam in der Nähe der Kirche darüber hinaus noch eine Luftmine zur Explosion. Die Fenster wurden mit leicht veränderten Maßen und nicht originalgetreuem Material zunächst nur provisorisch wiederhergestellt. Lediglich die Rosetten an der Westseite waren in den ursprünglichen Farben erhalten geblieben. Die Fenster über dem Altar waren ebenfalls zerstört. Aus Glasresten wurde das Mittelfenster so gut es ging in der originalen Form wiederhergestellt. Zum Einbau der vier weiteren Rundfenster wurden Glasreste sowie Bestände aus einem alten Fenster des St. Willibrord-Doms in Wesel am Niederrhein verwandt, die sich im Besitz der Familie des damaligen Pfarrers Joachim Strauss befanden.
Zur 750-Jahr-Feier Berlins im Jahre 1987 hatte der Regierende Bürgermeister eine Projektliste mit der Bitte um Spenden zusammengestellt, in die auch die Wiederherstellung der Nikolskoer Seitenfenster aufgenommen wurde. Die Berliner LIONs-Clubs erklärten sich zur Übernahme bereit. Die in Berlin ansässige Firma Alexandra-Restaurierungen stellte die Unterlagen für die Rekonstruktion zusammen, die nach öffentlicher Ausschreibung von der Franz Mayer´schen Hofkunstanstalt aus München ausgeführt wurde. Die nicht ganz einfachen Glasschliffe stammen vom Nürnberger Schleifer Seguin. So ist jetzt die Kirche innen fast wieder genau so erlebbar, wie es von ihren Erbauern beabsichtigt war.
Die Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe ist eine der wenigen evangelischen Kirchen mit diesem Namen, die nach der Reformationszeit in Deutschland gebaut worden ist. Es ist nicht bekannt, warum sie nach diesen beiden Aposteln benannt wurde. Es ist möglich, dass die beiden bereits vorhandenen Mosaikmedaillons Anlass für den Namen waren. Andererseits gilt es bei der Kirche, die auch gebaut worden ist, um russisch-preußische Freundschaft darzustellen, zu bedenken, dass die Peter-Pauls-Kathedrale auf der gleichnamigen Festung der Zarenstadt die älteste russisch-orthodoxe Kirche in St. Petersburg ist. Möglicherweise ist man aber einfach deshalb auf diese beiden Namensapostel gekommen, weil die Kirche über der Havel, d.h., an einem fischreichen und schiffbaren Fluss liegt, und Petrus ein Fischer und Paulus Schiffsreisender waren. Am 29. Juni feiert die Kirche den Tag dieser Heiligen.
Das Kirchengebäude ist vom Bauherrn, den Baumeistern und den Bauhandwerkern mit einer uns heute sehr ansprechenden Sorgfalt geplant und ausgeführt worden. Die vielfältige Art des Ziegelmauerwerks, die Verwendung von architektonischen Zierstücken aus gebranntem Ton, die durchdachte Ausmalung des Inneren, die farbige Gestaltung der Fenster und die Einbeziehung des Bauwerks in die Havellandschaft zwischen der Pfaueninsel und Potsdam haben in der Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe ein Kunstwerk von seltener Geschlossenheit entstehen lassen.
Im Einladungsschreiben zur Einweihung der Kirche am 13. August 1837 teilt der Superintendent „Sämmtlichen Bewohnern der königlichen Pfaueninseln“ grußlos den Wunsch mit, „dass nicht bloß am Tage dieser Feier, sondern an jedem anderen Tage des Herrn die Gemeindeglieder sich fleißig an dem Orte einfinden mögen, wo Gottes Wort rein und lauter gepredigt wird.“
Die geringe Zahl der um die Kirche wohnenden Menschen war von Anfang an ein Problem. Damals wohnten 80 Personen auf der Pfaueninsel, heute sind es 35. Besonders nach dem 1881 abgeschlossenen Bau einer Kapelle in Klein-Glienicke sank die Zahl der in Nikolskoe stattfindenden Gottesdienste erheblich.
1931 öffnete der damalige Potsdamer Superintendent Görnandt die Kirche für Wochenendausflügler. 1932 holte er Pastor Fritz Schmidt-Clausing, der selbst als Schüler oft vor der verschlossenen Tür von St. Peter und Paul gestanden hatte, als ersten hauptamtlichen Geistlichen für die Ausflügler. Seither steht die Tür der Kirche im Gegensatz zu vielen anderen Evangelischen Kirchen allen Besuchern weit offen.
Wilfried M. Heidemann (1983 bis 1999 Pfarrer in Nikolskoe)
Nachtrag:
Friedrich August Stüler
* 28. Januar 1800 – † 18. März 1865
Nach einer technischen Ausbildung und praktischer Bautätigkeit legte Stüler 1827 seine Prüfung als Baumeister mit höchstem Lob ab. Unter Förderung Schinkels vollendete er seine Ausbildung zum Architekten. Seine Kontakte zu Friedrich Wilhelm IV. waren neben seinen Fähigkeiten der beruflichen Entwicklung förderlich: 1829 Hofbauinspektor, 1831 Hofbaurat und Direktor der Schloßbaukommission, 1842 „Architekt des Königs“.
Typisch für Stüler wurde die Einbindung seiner Bauwerke – Schlösser und Kirchen v. a. in Brandenburg und Mecklenburg – in die sie umgebende Landschaft. Als seine Hauptwerke gelten jedoch die Akademie der Wissenschaften in Budapest, das Neue Museum, die Nationalgalerie und gemeinsam mit Knoblauch die Neue Synagoge in Berlin, das Nationalmuseum in Stockholm, der Wiederaufbau der Burg Hohenzollern u. v. m.
Der engen Bindung an das preußische Königshaus ist die unsichere Zuschreibung seines Entwurfs für das Grabmal seines Mühlhäuser Freundes Gier geschuldet.
Nach ihm ist eine Straße benannt, und an seinem Geburtshaus Bei der Marienkirche 9 befindet sich eine Gedenktafel.