Sommerabend auf Nikolskoe am 13. Juni 2022

Sommerabend auf Nikolskoe am 13. Juni 2022


ARD-Kulturjournalistin Maria Ossowski im Gespräch mit Prof. Dr. Hermann Parzinger

Größer hätte der Stein nicht sein können, der uns vom Herzen fiel: Das für den Sommerabend auf Nikolskoe für Berlin vorhergesagte schwere Gewitter fand anderswo statt. Unser Kleinod erstrahlte stattdessen im warmen Wannsee-Abendlicht, das alle Sorgen vertrieb. Das Prädikat „schwer“ blieb daher allein dem Begriff „Schwergewicht“ vorbehalten, mit dem der Ehrengast des Abends, Prof. Dr. Hermann Parzinger, unter den europäischen Kulturmanagern rangiert. Die rbb-Kulturkorrespondentin Maria Ossowski sollte uns den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) im Gespräch näherbringen. Beide wurden ebenso wie fast 80 Gäste herzlich von unserer Vorsitzenden Almut Giesen begrüßt, wobei sie – sichtlich erleichtert – auch das vorläufige Ende der zweijährigen Pandemie-Einschränkungen hervorhob.


Der Ukraine-Krieg schien einen Schatten auf den Beginn der Unterhaltung zu werfen, als Parzinger Fragen nach seinen Freunden aus seiner Grabungszeit in den 80/90ger Jahren in Sibirien, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan beantwortete. Seit dem 24.02.2022 seien viele wissenschaftliche, aber auch persönliche Brücken eingerissen, zahlreiche unwiederbringliche Kulturschätze vernichtet und andere von Russen geraubt worden. Dennoch sprach er sich – zu Recht – gegen eine pauschale Verurteilung oder gar Ausgrenzung von russischen Künstlern oder Wissenschaftlern aus. Die Unterstützung ukrainischer Kulturinstitutionen – etwa durch Verpackungsmaterial oder digitalem Speicherplatz – vor allem aber der Wissenschaftler/Studenten/Stipendiaten – auch der russischen – auch durch die SPK müsse weitergehen.


Elegant spannte Maria Ossowski danach den Bogen zur aktuellen Bundes- und Berliner Kulturpolitik. Die Antwort auf die Frage, ob die SPK – nicht zu verwechseln mit der für Schlösser und Gärten zuständigen SPSG – nicht einen neuen Namen brauche, wollte Parzinger noch unter Verweis auf eigene Unzuständigkeit den 16 Bundesländern und der Staatsministerin für Kultur und Medien – zu der er nebenbei bemerkt ein gutes Arbeitsverhältnis habe – überlassen. Diplomatisch blieb er auch zu Fragen im Zusammenhang mit dem Auftritt der Stiftung Humboldt Forum. Eindeutig jedoch verneinte er die Frage, ob er das „Museum der Moderne“ noch als Präsident der SPK eröffnen wolle. Es sei doch „ausgleichende Gerechtigkeit, wenn andere zu Ende bringen können, was man selbst angestoßen hat“. Sagte es und fügte noch rasch hinzu: „Das Haus wird für sich überzeugen“. Womit er gleichsam auch aussprach, was wir von dem von uns betreuten Haus, der Kirche St. Peter und Paul in Nikolskoe, ja schon lange wissen.

Text: HC Frhr. v. Reibnitz