Mitgliederversammlung am 14. Oktober 2025 und Orgelkonzert Mirlan Kasymaliev

 

Eine gut besuchte Mitgliederversammlung konnte sich über das höchste Spendenaufkommen eines Jahres freuen, worüber die Freundeskreis-Vorsitzende Anne-Ruth Moltmann-Willisch ebenso berichtete wie über die damit finanzierten historischen Bänke auf dem Vorplatz von St. Peter & Paul und die überaus gelungenen Veranstaltungen in den letzten 12 Monaten – unsere Sommerabende, Gesprächsformate und Lesungen. Mit einem weiteren Spaziergang über die Pfaueninsel incl. Führung durch das restaurierte Schloss am 25. Oktober und einem Adventssingen voraussichtlich am 14. Dezember neigen sich mit dem Jahresschluss auch die Aktivitäten des Freundeskreises Nikolskoe 2025 dem Ende zu.

Unmittelbar anschließend an die Mitgliederversammlung toppte Mirlan Kasymaliev seinen überzeugenden Orgelkonzert-Einstand aus dem Frühjahr mit seiner Version II „Vom Barock bis zur Moderne“, in dessen Programm und musikalische Vielfalt er selbst einführte. Mit einem der großen Werke J.S. Bachs, dem Präludium und Fuge C-Dur BWV 547, startete er mit ansteckender Spielfreude dessen groß angelegten musikalischen Spannungsbogen, den Bach aus wenigen Motiven und einem vielseitig verwendbaren, ständig präsenten Thema komponierte. Als Hörgenuss-Resultat erklang ungezwungene Freudigkeit und kraftvolle Dramatik, weshalb Bach laut Mirlan Kasymaliev besser „Ozean“ geheißen hätte!

Seine Finger- und Fußfertigkeit stellte der Organist auch unter Beweis bei den Kantaten „Jesu bleibet meine Freude“ BWV 147, „Nun komm der Heiden Heiland“ BWV 659 und „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ BWV 642, und er zog buchstäblich alle Register, damit sich mit den wunderbar vielfältigen Klangfarben dieser bekannten Bach-Choräle beim Publikum „Heimat“ einstellte, wie Mirlan es nannte. Als den Deutschen aus Halle, der sich in England so wohlfühlte, stellte er dann G.F. Händel mit dessen Sinfonia „Ankunft der Königin aus Saba“ aus dem Oratorium Solomon HWV 67 vor, das einem sprühenden Klangfeuerwerk glich.

Die Moderne der sog. Neuen Einfachheit bildeten aus Estland Andreas Uibo (*1956), Organist, Dirigent und Musikpädagoge, und Arvo Pärt (*1935), der bedeutendste lebende Komponist Neuer Musik, der trotz seiner 90 Lebensjahre weiter „schreibt und schreibt“, wie Mirlan Kasymaliev beeindruckt schilderte – sowie Uibos „Befiehl Du Deine Wege“ und „Vater unser im Himmelreich“ als esthnisch einfach und gradlinig. Es klang von minimalistischen Orgelpfeifen und einer „Rohr“-Flöte wunderbar unterlegt. Arvo Pärts „Pari intervallo“, anlässlich des Todes eines guten Freundes komponiert, kündigte er wie zwei parallele Choräle klingend an. An ein Choralvorspiel erinnernd füllte es strahlend den Kirchenraum von St. Peter & Paul aus. Dazwischen platzierte Kasymaliev passend das romantische Präludium und Fuge G-Dur Op. 37,2 von Felix Mendelssohn Bartholdy, selbst Organist von hohem Rang. Das „Sortie Es-Dur“ von L.J. Lefébure-Wély (1817-1869), aus dessen zwölfbändigem Hauptwerk „L`Organiste moderne“ als Ausgangsmusik für Gottesdienste gedacht, bildete den pfiffigen Abschluss dieses wunderbaren Orgelkonzertes, das Mirlan Kasymaliev aufgrund des großen anhaltenden Beifalls erst nach mehreren Zugaben wirklich beendete und den begeisterten Freundeskreis Nikolskoe und seine Gäste damit stimmungsvoll „rausschmiss“.

Der kühlen Witterung zum Trotz schmeckten Wein und Brezel gleichwohl im Kircheninneren bei gewohnt angeregt-freundschaftlichen Gesprächen – wunderbarer Ausklang dieses wunderbaren Orgelgenusses.

 

Text: Klaus Bräunig
Fotos: Almut Giesen